Bayern/Deutschland – Kleine Knirpse in großen Toren – diese Kombination ist nicht ideal, um jungen Torhüter:innen bestärkende Erfolgserlebnisse zu schaffen. Wie dieser Erkenntnis beizukommen ist, dazu haben sich Floorball Deutschland und die Landesverbände am Montag im Rahmen einer Sitzung ihrer Spielbetriebskommissionen ausgetauscht. Dabei konnte die Runde auch auf Erfahrungen aus Bayern bauen.
Ganz kleine leere Tore. Reduzierte Kästen mit Schlussfrau oder -mann. Große Maße und kleine Goalies. Ob, ab wann und in welchem Rahmen ihre Teams Torhüter einsetzen, damit gehen Deutschlands Landesverbände in ihren jüngeren Spielklassen höchst unterschiedlich um. Schon zur Saison 2017/18 hin hatten die bayerischen Vereine sich damit befasst und mehrheitlich dafür entschieden, für zwei Altersklassen auf eigens bemessene Tore zu setzen.
Bis dahin war die U9 in Bayern im Vier-gegen-vier auf Trefferjagd gegangen. Jene kleinen Stürmer:innen, die die gegnerische Verteidigung durchbrochen hatten, liefen auf ihr leeres 90×60 Zentimeter großes Ziel zu; andere wählten gleich den Schuss von der Mittellinie aufs blanke Gehäuse. Trainer:innen beorderten einen Ausputzer nach hinten, der sich am eigenen Schutzraum orientierte, statt an der Action einige Meter davor.
Gänzlich anders sah es dann ab der U11 aus, in diese Altersklasse hinein erfolgte ein (zu) großer Sprung. Hier hüteten Goalies jene 160×115 Zentimeter messenden Tore, wie sie ebenfalls bei den Erwachsenen zum Einsatz kommen. Auch hier waren die Begleiterscheinungen unerfreulich: Wer zielsicher das für Schlussfrau oder -mann kaum erreichbare Kreuzeck anvisierte, ballerte aus allen Lagen; jene Kinder, die sich für die Aufgabe zwischen den Pfosten begeistert hatten, erhielten mitunter eine frustrierende Lektion in Sachen Durchhaltevermögen.
Bayerns Verband und die Clubs richteten ihren Blick in Richtung Ausland. Dort hatte man sich beholfen, indem entweder Teile der großen Tore abgehängt oder gleich eigene Gehäuse konzipiert worden waren. Fortan setzten auch die Floorballer im Freistaat auf diese Lösung.
120 Zentimeter breit und 90 Zentimeter hoch sind seitdem die Tore, in denen mutige U9- und U11-Goalietalente ihre Heldentaten vollbringen. Das habe sich bewährt, findet Bayerns SBK-Leiterin Barbara Brandmaier. Torhüter:innen gehen aus direkten Duellen mit Angreifer:innen häufiger mit einem Erfolgserlebnis hervor, letztere müssen sich für ihren Treffer deutlich mehr ins Zeug legen – am Ende ist das gut für beide.
Ob die Trainer:innen in Bayern nun bereits in jungen Jahren auf Spezialisierung setzen oder ihre:n Torhüter:in nach dem Motto „Jeder darf mal“ bestimmen, das ist Sache der Vereine. So oder so: „Wir haben für uns 2017 eine gute Entscheidung getroffen und, das zeigt die aktuelle Diskussion, auch eine gewisse deutschlandweite Vorreiter-Rolle eingenommen“, findet Barbara Brandmaier, auf dem Feld selbst Hüterin des Rohrdorfer Regionalligators.
Umgesetzt wird, was die Mehrheit wünscht
Sie verweist auf weitere Punkte, die in Bayerns Spielbetrieb frühzeitig umgesetzt wurden. Bereits seit 2012/13 herrscht für minderjährige Floorballer:innen Schutzbrillenpflicht – auch hier zogen weite Teile Deutschlands in den Folgejahren nach. 2014/15 wurden Blitzlizenzierung und Overage-Regelung eingeführt, seit 2015/16 kommen die Altersklassen U9 und U11 ohne Scorerlisten aus und seit 2018/19 ist der Konsum und Verkauf alkoholischer Getränke bei allen Nachwuchsspieltagen tabu. Zur laufenden Saison 2020/21 trieb der Verband seine Bemühungen in Sachen Anti-Doping weiter voran; obwohl die Spielzeit früh pausiert werden musste und seitdem nicht fortgeführt werden kann, schlossen das entsprechende 30-minütige e-Learning bereits deutlich über 200 bayerische Floorballer:innen erfolgreich mit einem Zertifikat ab. Mehr zum Thema Anti-Doping findet sich hier.
„Was wir als Verband umsetzen, das entspringt immer den Wünschen und der Mehrheitsmeinung unserer Vereine“, erklärt SBK-Leiterin Barbara Brandmaier. Wichtigster Termin hierfür ist die jährliche Delegiertenversammlung; die nächste ist für den 19. Juni angesetzt. Dass nicht immer gleich der Königsweg gefunden wird, der alle zufriedenstellt, zeigen zum Beispiel die beinahe jährlichen dortigen Diskussionen um die Overage-Regelungen. „Es ist wichtig, dass wir uns in unserer noch kleinen Szene austauschen und gemeinsam Gedanken machen“, findet Brandmaier. Dazu will auch der neue Online-Stammtisch des Verbands anregen. Nächster Termin: Mittwoch, 28. April um 19 Uhr (Zugangsdaten wurden den Vereinsverantwortlichen bereits mitgeteilt).
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