Stuttgart – Ein starkes Finale hat für die zweite Mannschaft der Red Hocks das glücklichere Ende genommen, nach einem 8:4 gegen den TV Augsburg sind die Kauferinger Süddeutscher Meister der Großfeld-Regionalligen 2022. Im Bronze-Match zwischen der Sportvg Feuerbach und der SG Schriesheim-Mannheim setzten sich die Gastgeber mit 3:1 durch.
Erstes Halbfinale: VfL Red Hocks Kaufering II vs. Sportvg Feuerbach
Zwei dem Ergebnis nach deutliche Siege fuhr Kaufering auf dem Weg zum Titel ein, doch jeweils war dafür Nervenstärke nötig, denn der Vorsprung wuchs jeweils erst zum Ende hin an. So auch im Halbfinale gegen Gastgeber Feuerbach, als Johannes (60.) und Benedikt Föhr (60., 60.) in der Schlussminute dreifach zuschlugen, nachdem sich beide Teams zuvor auf Augenhöhe beharkt hatten. „Ein hochmotivierter Gegner, der uns alles abverlangt hat“, schnauft Kauferings Trainer Tom Richardon hernach durch, nachdem seine Mannschaft sich lange schwer tat.
Nachdem es mit 2:2 ins zweite Drittel gegangen war – Kaufering hatte Jussi Tiusanens 0:1 per Penalty (9.) durch Benedikt Föhr (17.) und ein Feuerbach Eigentor beantwortet, dann aber drei Sekunden vor der Pause den Ausgleich Fabian Steinhausers kassiert – legte Salome Plewa (26.) wieder zum 2:3 vor. Den Gastgebern bot sich danach im Powerplay die Chance, erstmals auf zwei Treffer davonzuziehen, doch die Überzahl schwächelte. Einen Penalty vergab Kauferings Luca Schmitz noch, von der Strafbank zurückkehrend glich Vincent Kliemann (29.) aber im Alleingang aus.
„Feuerbach hat uns alles abverlangt.“ (Kaufering-Coach Tom Richardon)
Die Red Hocks taten sich bis dahin schwer, Ordnung vor dem eigenen Tor zu halten. Dass das 4:4 Matej Vyroubals (37.) nach der Kauferinger Führung durch Georg Nusstein (32.) diese Wackligkeit nicht noch verstärkte, war auch der schnellen Antwort Maximilian Falkenbergers zu verdanken: Nach einer starken Einzelleistung schweißte er den Ball zum 5:4-Pausenstand ins Kreuzeck.
„Im dritten Drittel haben dann unsere Kräfte nachgelassen und Kaufering konnte seine Klasse zeigen“, schildert Feuerbach-Captain Steinhauser, wie sein Team im letzten Drittel ins Hintertreffen geriet. Benedikt Föhr (45.) und Schmitz (48.) stellten den erstmaligen Drei-Tore-Vorsprung her. „Dass wir in beiden Spielen nach Rückständen zurückkommen mussten, hat unseren Teamgeist das ganze Wochenende und den Support füreinander nur gestärkt“, lobt Coach Richardon seine Red Hocks.
„Im letzten Drittel haben unsere Kräfte nachgelassen.“ (Feuerbach-Captain Fabian Steinhauser)
Die allerdings gingen etwas fahrlässig mit ihrem Vorsprung um. Nachdem Justus Kochsiek (49.) auf Kauferinger und Plewa (49.) sowie Martin Friedrich (54.) auf Feuerbacher Seite für ein 8:6 gesorgt hatten, unterlief ihnen ein Wechselfehler – mit einem Powerplaytreffer wäre die Sportvg wieder ganz nah herangerauscht. Doch erneut blieb Kauferings Unterzahl sauber, ehe die letzte Minute für späte klare Verhältnisse sorgte.
Zweites Halbfinale: SG Schriesheim-Mannheim vs. TV Augsburg
Ein echter Kracher war das Aufeinandertreffen des Baden-Württemberg-Meisters mit dem bayerischen Vize – wenn auch nicht nur spielerisch. Nach einem intensiven, aber auf beiden Seiten bemerkenswert strukturierten torlosen ersten Durchgang schepperte es vor allem im zweiten Abschnitt an allen Ecken und Enden: Mit 17:6 Strafminuten hatte das Schiedsrichter-Duo Pascal Haase und Pascal Sitter alle Hände voll zu tun – und ihre Arme hätten durchaus noch öfter in die Höhe schnellen können. „Im zweiten Drittel waren ja quasi nur noch die Über- und Unterzahlformationen auf dem Feld“, beschreibt Augsburgs Spielertrainer Daniel Nustedt das „hitzige Geschehen, bei dem das Spielerische zwischendurch in den Hintergrund rückte.“
„Im zweiten Drittel waren ja quasi nur noch die Über- und Unterzahlformationen auf dem Feld.“ (TVA-Spielertrainer Daniel Nustedt)
Allerdings war es auch diese Phase, in der sein Team davonzog. Nils Sedelmeier in Überzahl (21.), Nustedt (23.), Daniel Kehne bei Vier-gegen-Vier (26.), Philipp Hofer (29.) und Marek Sedelmeier im Powerplay (33.) trafen für Augsburg, Patrick Arras (24.) zwischenzeitlich für Schriesheim-Mannheim – 1:5. „Ich hatte das Gefühl, die SG hat ab dem Ende des ersten Drittels etwas ihr Konzept verloren“, fasst Nustedt zusammen. Arras bestätigt das: „Wir hatten in beiden Spielen am Wochenende Schwierigkeiten, unseren eigenen Plan umzusetzen und haben uns zu sehr auf das Spiel des Gegners eingelassen.“
Dazu, dass es im letzten Drittel wieder gesitteter zuging, trug auch der deutliche Spielstand bei. Marek Sedelmeier (45.), Hofer (53.) und Johannes Metzger (55.) legten für den TVA nach; für die SG traf Micha Perotto (55.), ehe sein Teamkollege Vincent Schwab in Überzahl mit dem 3:8 den Schlusspunkt setzte (57.).
Spiel um Platz drei: Sportvg Feuerbach vs SG Schriesheim-Mannheim
Im Spiel um Bronze traten taktische Bemühungen wieder in den Vordergrund, beide Teams kannten sich aus der Regionalliga ihres Landesverbands. „Wir konnten uns besser aufs Spiel einstellen“, sagt Steinhauser. „Wir versuchten, den Ball möglichst lange in der gegnerischen Hälfte zu halten und hinten sauber zu verteidigen“, fasst der Captain die Herangehensweise seiner Feuerbach zusammen. „Über weite Strecken ist uns dies auch gelungen.“
„Wir hatten das ganze Wochenende Schwierigkeiten, unseren eigenen Plan durchzusetzen.“ (SG-Sprecher Patrick Arras)
Anders fällt das Fazit auf Schriesheim-Mannheimer Seite aus. Zwar traf Stefan Weißling bereits früh (3.) – doch es sollte das letzte Tor der SG bleiben, die zwar solide verteidigte, offensiv aber kaum zur Entfaltung kam. Hatte der baden-württembergische Meister im ersten Drittel gegen Augsburg noch mit einem gut abgestimmten Defensivsystem, cleveren Auslösungen und eingespielten Special Teams überzeugt, blieben diese Tugenden das restliche Wochenende weitgehend verschüttet.
Friedrich (10.) glich noch im ersten Drittel aus, Vyroubal besorgte im zweiten die Feuerbacher Führung (37.) und erneut Friedrich legte früh im letzten nach (44.) – das reichte den Gastgebern zum Bronzegewinn. Dennoch nimmt Arras für Schriesheim-Mannheim das Positive aus dieser Saison mit: „Die war für uns ein riesiger Erfolg, noch im Januar hätte niemand damit gerechnet, dass wir zur Süddeutschen Meisterschaft fahren.“ Jetzt gelte es, Kraft für die neue Spielzeit zu sammeln. Die Feuerbacher richten derweil den Fokus aufs Kleinfeld: Ende Mai geht es für sie in Heidelberg erneut um süddeutsche Meisterehren.
Finale: VfL Red Hocks Kaufering II vs. TV Augsburg
Ins Hintertreffen geraten – aufholen – davonziehen: Dieses Kauferinger Muster, das die Red Hocks schon im Halbfinale vollführt hatten, griff auch im Finale. Für die anfangs leicht überlegenen Augsburger kam wie schon im letzten Aufeinandertreffen in der Regionalliga der Bruch im zweiten Drittel.
Ohne ihre Säulen Maximilian Falkenberger und Marco Papandrea, dafür mit der Bundesliga-Verstärkung Raphael Heinzelmann, Tizian Heinzelmann und Niclas Schwarz sowie mit ihrem nachgereisten Captain Lukas Wexenberger, notierten die Roten drei Reihen plus Ersatzspieler auf dem Spielberichtsbogen. Der TVA bot zwei Verteidigungs- und drei Angriffsreihen auf.
Beide Teams scheuten im ersten Durchgang das Risiko. Chancen gab es so kaum welche, wenngleich es die Schwaben waren, deren Einzelaktionen zumindest in Ansätzen etwas mehr Gefahr entfalteten. „Augsburg machte uns lange das Leben schwer“, räumt Kauferings Angreifer Justus Kochsiek ein. „Wir haben ein ordentliches erstes Drittel gespielt, waren schneller im Kopf und kamen zu guten Aktionen“, fasst TVA-Spielertrainer Nustedt zusammen. Oliver Beer war es, der in der 17. Minute eine Lücke im Kauferinger Rückzugsverhalten aufdeckte und seinen Konter zum 0:1 abschloss.
Dass sich die Red Hocks fürs zweite Drittel mehr Durchschlagskraft verordnet hatten, flog ihnen zunächst um die Ohren: ein ausgebremster Alleingang vor dem eigenen Tor, Ballverlust, 0:2 durch Augsburgs starken Youngster Hofer.
Lukas Wexenbergers Anschlusstreffer (27.) fiel so etwas aus dem Nichts. Ein 0:3 hätte an dieser Stelle schon eine kleine Vorentscheidung bedeuten können – so aber meldete sich Kaufering zurück und TVA-Schlussmann Martin Finkenzeller war fortan etwas mehr beschäftigt. Per Distanzschuss nutzte Raphael Heinzelmann ein Powerplay (36.) zum Ausgleich. Dass Wexenberger in der letzten Minute vor der Pause auch noch die erste Kauferinger Führung schoss, setzte die Zeichen für den letzten Durchgang.
„Da wird jetzt richtig was kommen.“ (Kauferings Trainer Tom Richardon in der Pause vor dem Schlussdrittel)
„Da wird jetzt richtig was kommen“, schwor Coach Richardon vor Wiederanpfiff aufs letzte Drittel ein. „Wir mussten jetzt einem Rückstand hinterherlaufen, mehr Risiko gehen“, schildert Kollege Nustedt die Überlegungen aus der Kabine nebenan. Ein schmaler Grat und tatsächlich sorgte das aggressivere Augsburger Stören für den ein oder anderen Kauferinger Wackler vor dem eigenen Tor. Dann aber nutzten die Red Hocks den sich bietenden Raum. „Sie haben da ihre individuelle Klasse zur Geltung gebracht“, so Nustedt.
Wexenberger (47.), Moritz Huppmann (48.) aus spitzem Winkel, Nusstein (50.) und Benedikt Föhr (54.) schossen in dieser effizienten Kauferinger Phase ein 7:2 heraus. „Wir haben uns ständig angefeuert, vielleicht war es dieser Zusammenhalt, der uns da entscheidend gepusht hat“, meint Kochsiek.
Dass Peter Kechele mit einer starken Einzelaktion verkürzte, brachte die Augsburger Hoffnung zurück, mit einem zusätzlichen Feldspieler nochmals zurückzuschlagen. Doch auf einen Volley Luca Schmitz‘ aus kurzer Distanz ins verwaiste Augsburger Tor (57.) und Beers 8:4 (58.) folgten keine weiteren Treffer mehr – die zweite Mannschaft der Red Hocks ist Süddeutscher Meister.
Für einige Kauferinger steht nun am 28./29. Mai die U17 Heim-DM an; der TVA greift am selben Wochenende auf dem Kleinfeld in Heidelberg wieder an.
Aus Gründen der Transparenz: Der Autor dieses Textes war als Kauferinger Spieler an der Süddeutschen Meisterschaft beteiligt.
Beitragsfoto: Privat; weitere Fotos: Finkenzeller und Sport in Augsburg