Donauwörth – Vor einer energiegeladenen Kulisse hat die Saison der beiden süddeutschen Floorballregionalligen ihren Abschluss gefunden. Am Ende war es mit Michael Holzinger der Kapitän der gastgebenden SG Augsburg/Nordheim, der den 250 Zuschauern in der Neudegger Halle den Siegerpokal entgegenreckte. Wie schon in der Spielzeit davor entschied ein bayerisches Finale über den Kampf um den Titel. Bronze sicherte sich Baden-Württembergs Meister Konstanz vor der Sportvg Feuerbach.
HF 1: Lumberjacks Rohrdorf vs. Sportvg Feuerbach
Erst nach gut 22 Minuten ging die Dose auf, schildert Simon Behringer. Geöffnet hatte er sie mit seinem 1:0 selbst. Individuell stark und erfahren sei Feuerbach zu Werke gegangen, so der Rohrdorfer. So blieb das Spiel über weite Strecken zerfahren, weil die Lumberjacks ihre leichte Feldüberlegenheit gegen nur sieben gegnerische Feldspieler kaum in Chancen übersetzt bekamen und beide Schlussleute gut hielten. „Wir haben den Nachteil unseres kleinen Kaders durch unsere Kampf- und Laufbereitschaft gut ausgeglichen“, schildern die beiden Feuerbacher Julian Adler und Julian Otto.
Jussi Tiusanen war es, der Behringers 1:0 ausglich (31.) und auch das 2:1 Martin Smits (33.) beantwortete er, diesmal im Powerplay (36.). Diese drei Tore binnen fünf Minuten blieben aber die Ausnahme. „Erst im dritten Drittel konnten wir wirklich unsere Chancen nutzen“, fasst Behringer zusammen. Erneut er selbst (43.) und Florian Faltermeier (50.) machten den Rohrdorfer Finaleinzug klar. „Ein, zwei Gegentore waren unglücklich“, finden Adler und Otto. Am Ende fehlten dann doch Konzentration und Power.
HF 2: United Lakers Konstanz vs. SG Augsburg/Nordheim
Den Kopf irgendwie über Wasser halten mussten die United Lakers bei ihrem Startdrittel in die Süddeutsche Meisterschaft. „Das haben wir komplett verschlafen“, bedauert Spielertrainer Bastian Braun. Gegen das schwäbische Pressing habe sich sein Team schwer getan, „auch in der Defensive waren wir einfach nicht voll da“. Mit einer Ausnahme: „Unser Goalie hat uns im Spiel gehalten.“ „Der war stark“, lobt auch SG-Schlussmann Felix Schröppel seinen Kollegen Kevin Kaiser.
Mit dem Auftakt seiner Augsburger und Nordheimer ist der junge Torwart einverstanden: Auch bei langen Bällen wach sein und selbst einen sauberen Aufbau über den Point aufziehen, das sei vorab die Botschaft von Spielertrainer Daniel Nustedt an die SG gewesen. Dreimal schlossen die Gastgeber bis zur ersten Pause erfolgreich ab; Long Thanh Nguyen (7.), Nils Sedelmeier (10.) und Nustedt (15.) trafen. „Defensiv ließen wir bis auf einen Penalty und wenige eher ungefährliche Torschüsse kaum etwas zu“, ist Schröppel zufrieden.
Von einem besseren Zugriff ab dem zweiten Durchgang spricht Braun, während Schröppel eine zunehmend chaotische und umkämpfte Partie sah. Gute acht Minuten änderte sich nichts am Spielstand, dann aber ging die Post ab: Mehr Fouls führten zu mehr Strafen, „uns gingen Kontrolle und Fokus verloren“, räumt der SG-Goalie ein. Braun nutzte zwei Überzahlgelegenheiten, um den Anschluss für sein Team herzustellen (29., 31.).
Dass Nils Sedelmeiers 2:4 (34.) das Spiel nicht wieder in ruhigeres Fahrwasser für die SG lenkte, lag an einer erneuten Strafe: Zwar verflüchtigte sich der numerische Vorteil der Lakers nach gut einer Minute Powerplay schon wieder, weil auch ihre Strafbank nicht unbesetzt blieb; im Vier-gegen-vier packte Janik Loosli aber den Rückhand-Volley aus – 3:4 (39.).
Hatten die vielen Strafen bis dahin das Momentum wieder ein Stück weit auf Konstanzer Seite gezogen, kippte diese Entwicklung im Schlussabschnitt etwas. Nachdem Marek Sedelmeier in Überzahl den SG-Vorsprung (44.) anwachsen ließ, läuteten die beiden Spielertrainer Braun (46.) – nach Kaiser-Auswurf – und Nustedt (52.) mit ihren Treffern zum 4:6 eine heiße Schlussphase ein. „Konstanz wurde deutlich aktiver und kam zu einigen gefährlichen Abschlüssen“, schnauft Schröppel durch. Zur Unzeit aber handelten sich die Lakers nun Strafen ein, die ihnen wieder Wind aus den Segeln nahmen; weitere Tore fielen so keine mehr.
„Augsburg/Nordheim ist als Team schon einen Schritt weiter als wir“, zollt Dreifach-Torschütze Braun Respekt. „Wir haben zu viele individuelle Fehler gemacht, zu einfache Strafen gezogen und das physische Spiel unserer Gegner erst zu spät angenommen.“ Zwar sei nach dem verpatzten ersten Drittel eine Reaktion erfolgt, „am Ende hat aber die bessere Mannschaft verdient gewonnen“.
Spiel um Bronze: Sportvg Feuerbach vs. United Lakers Konstanz
Das kleine Finale, „das Spiel, das kein Sportler gerne spielt“, räumt Konstanz‘ Spielertrainer Bastian Braun den ein oder anderen Abfall in der Motivation ein. Vielleicht lag es an diesen paar Prozentpunkten, dass seine Lakers tags darauf erneut stolpernd in die Partie fanden.
Feuerbach blieb seiner selbst verordneten Vorgabe eines ruhigen und strukturierten Spielaufbaus treu, so Julian Adler und Julian Otto. Tim Kreuselberg (14.) und Salome Plewa (19.) brachten die Rumpftruppe in Führung und wer nach Wiederanpfiff dachte, dass die Lakers nun endlich erfolgreich in See stechen würden, sah sich getäuscht: Lukas Schallmeiers (25.) Anschluss blieb ein kurzes Aufbäumen, das erneut Kreuselberg (30.) und Plewa im Nachgang eines Powerplays (32.) abschmetterten. „Feuerbach hat das wirklich sehr clever und effizient gemacht“, gesteht Braun dem Gegner zu. Bis dahin sei vieles für die Sportvg wunschgemäß verlaufen, freuen sich Adler und Otto. „Im letzten Drittel haben wir aber den Faden verloren.“
So ermöglichte eine echte Willensleistung es den Konstanzern doch noch ins Geschehen zu finden. „Ich bin froh, dass wir uns zurückgekämpft haben“, so Braun. Auf der anderen Seite habe die Aufholjagd der Lakers doch für einige Hektik gesorgt, räumen Adler und Otto ein. Treffer Schallmeiers (43.), Janik Looslis (52.) und Katrine Aschenbrenners (53.) zwangen das kleine Feuerbacher Häuflein in die Verlängerung.
Dort hielt die Sportvg noch acht Minuten stand, dann fuhr Jonathan Blum Bronze für seine Lakers ein. Mit mehr Wechselmöglichkeiten wäre auf jeden Fall mehr drin gewesen, bedauern Adler und Otto. Dennoch: „Wir sind stolz auf unsere Leistungen.“ Der Einsatz habe stets gepasst. „Das Team ist wirklich klasse.“
Finale: Lumberjacks Rohrdorf vs. SG Augsburg/Nordheim
Offensiv hatte Rohrdorf schon vor Anpfiff des Wochenendes an Wucht eingebüßt. „Uns war klar, dass es hart werden würde“, schildert Simon Behringer. Neben der Cleverness von Liga-Topscorer Kilian Tiefenthaler fehlte seinem Team auch die Abschlussstärke Victor Brobergs. Was tun, wenn es vorne dünn wird? Hinten abräumen.
Dicht hielt die Hintermannschaft der Lumberjacks im Finale aber nur acht Sekunden. Philipp Hofer traf sehr zur Freude der meisten unter den 250 Zuschauern. „Nach der Finalniederlage der letzten Saison war ein Sieg in diesem Jahr ein Muss für uns“, stellt der SG-Kapitän klar. Wohin mit diesem Druck? Aufs Spielfeld, gerichtet auf den Spielaufbau des Gegners, schildert Michael Holzinger. Zwar glich Valentin Coric nur eineinhalb Minuten später noch aus, Augsburg/Nordheim war aber in der Spur. Nachdem Nils Sedelmeier (7.), Oliver Beer (16.) und Marek Sedelmeier (17.) auf 1:4 gestellt hatten, knipste Sebastian Tiefenthalers zehn Sekunden vor der Pause in Überzahl nochmal einen Rohrdorfer Hoffnungsschimmer an. „Im ersten Drittel haben wir noch relativ gut dagegen gehalten“, findet Simon Behringer.
Im traditionell eher mauen zweiten Drittel, so Holzinger, lief dann aber alles für seine Augsburg/Nordheimer. „Wir waren extrem stark, dominierten phasenweise und die grandiose Stimmung in der Halle hat uns enorm motiviert.“ Vielleicht wäre es mit einer besseren Chancenverwertung anders gelaufen, meint Rohrdorfs Behringer, doch weil sein Team im zweiten Durchgang überhaupt nicht traf und durch Marek Sedelmeier (23., 36.), Nustedt (35.) und Jonas Knaus (40.) noch weiter in Rückstand geriet, war die Messe an diesem Sonntag mit 2:8 quasi schon gelesen. Ins Bild passte da, dass mit Florian Faltermeier auch noch die Nummer zwei der Rohrdorfer Scorerliste ausfiel – mit neun Feldspielern war zudem ein Wechselrhythmus von zwei kompletten Reihen nicht mehr zu halten.
Nur noch ein Tor fiel so im Schlussdurchgang; Johannes Höß sorgte schon in der 48. Minute für den 3:8-Endstand. „Wir sind trotzdem zufrieden mit unserer Leistung und konnten viel aus dem intensiven und hochklassigen letzten Spiel lernen“, fasst Behringer zusammen. „Respekt an die Moral der Lumberjacks“, schickt Holzinger Grüße nach Rohrdorf. „Die Vorfreude auf unsere Duelle in der nächsten Saison ist jetzt schon wieder groß.“
Auch aus Konstanzer Warte war das Süddeutsche Final4 ein echtes Highlight, findet Spielertrainer Braun: „Wir möchten Augsburg/Nordheim zum verdienten Sieg gratulieren und uns für die gelungene Ausrichtung und die super Atmosphäre bedanken.“ Hervorzuheben gelte es auch die in allen Duellen souveränen und in ihrer Linie klaren Schiedsrichter. Für einige Lakers seien es die ersten K.o.-Spiele vor solch einer Kulisse gewesen. „Gerade das Halbfinale gegen Augsburg/Nordheim war extrem lehrreich und hat uns gezeigt wo wir uns in den kommenden Monaten noch verbessern müssen.“
„Das Turnier hat sehr viel Spaß gemacht“, fassen Adler und Otto für Feuerbach zusammen.
Beitragsfoto: Franz