Rohrdorf – Auch die Floorball-Szene hat in der Coronazeit auf vieles verzichten müssen, unter anderem auf einige ihrer Sommerturniere. Eines der sportlich wie organisatorisch beliebtesten hat seine Heimat in Bayern: Der Lumberjacks Cup produziert Jahr für Jahr ganz besondere Geschichten; hier lassen immer wieder auch die Besten des Sports ihre Qualitäten aufblitzen – auf dem Feld und daneben. Wie steht es um den Restart am 17./18. Juni? Noch sind einige Plätze frei. Der jahrelange Macher Toni Maier und die jetzige Organisatorin Barbara Brandmaier wissen Bescheid.
Servus Barbara, servus Toni! Endlich wieder Lumberjacks Cup! Aktuell sieht die Teilnehmerliste im Vergleich zu früher aber noch dünn aus.
Brandmaier: „Das stimmt. Viele langjährige Stammgäste haben aufgrund von Verletzungen oder Terminkollisionen abgesagt.“
Was wiederum neuen Teams die Möglichkeit zur Teilnahme gibt. Jahrelang war das Turnier ausgebucht. Worin seht Ihr das Erfolgsrezept?
Maier: „Es ist ein Spaß-Turnier, aber auf sportlich hohem Niveau. Der Termin liegt bewusst im Frühsommer, wenn die Liga noch ein paar Monate weg ist. Die Gaudi steht gegenüber der Saisonvorbereitung im Vordergrund. Zugleich hat man Gelegenheit, gegen Mannschaften aus anderen Ländern zu spielen, die einen wirklich fordern. Und es ist auch immer eine Art Familientreffen. Manche Teams sind schon seit vielen Jahren dabei, das ist immer ein großes Hallo beim Wiedersehen.“
Brandmaier: „Auch wenn es coronabedingt schon lang her ist, war es auch bei der letzten Auflage 2019 so: gute Spiele bei familiärer Stimmung. So war es immer und so wird es weiterhin sein.“
Der Lumberjacks Cup hat inzwischen eine lange Tradition – wie kam es denn überhaupt zur ersten Auflage?
Maier: „Als wir 2005 das erste Turnier veranstaltet haben, waren wir noch gar keine Abteilung des TSV Rohrdorf-Thansau. Wir waren eine Spaßtruppe, die aus dem Hochschulsport der TH Rosenheim heraus entstanden ist. Ein paar finnische Gaststudenten hatten Floorball Anfang der 2000er-Jahre mitgebracht, mit der Zeit kamen immer mehr Nicht-Studenten dazu und schließlich waren alle Studenten weg. Da haben wir uns dem Sportbund Rosenheim angeschlossen. Irgendwann kam dann der Wunsch auf, sich mit anderen Teams zu messen, in der Liga waren wir damals nicht dabei. Also haben wir ein eigenes Turnier in Rosenheim auf die Beine gestellt.“
Wer war denn damals am Start und wie lief die Premiere ab?
Maier: „Es war ein rein bayerisches Turnier und ziemlich abenteuerlich. Wir hatten keine Bande, sondern haben Langbänke in die Ecken gelegt. Schiedsrichter mussten die Mannschaften selbst stellen, wobei die Regelkenntnis nicht stark ausgeprägt war. Angereist waren Teams aus München, Nürnberg, Ingolstadt, Weichering und Waldkraiburg. Jeder spielte gegen jeden, und das letzte Match zwischen uns und den starken Nürnbergern war tatsächlich das Endspiel um den Turniersieg. Wir haben 2:0 gewonnen und waren selbst sehr überrascht.“
Schon im Jahr darauf war die erste Mannschaft aus dem Ausland dabei.
Maier: „Richtig, das waren die Wikings Zell am See, damals die stärkste Mannschaft in Österreich mit mehreren Nationalspielern. Außerdem traten noch München, Kaufering und Regensburg an. Gegen die haben wir gewinnen können, aber gegen die Wikings gab es ordentlich auf die Mütze. Die haben das Turnier dann freilich auch locker gewonnen. In dem Jahr hatten wir immerhin schon eine Bande, die wir uns allerdings noch leihen mussten.“
Wie ging es weiter?
Maier: „Das Turnier hat schon auf 2007 einen riesigen Sprung gemacht. Entscheidend dafür war, dass wir Ende 2006 als neue Abteilung beim TSV Rohrdorf-Thansau aufgenommen wurden. Das hat uns ganz andere Möglichkeiten gegeben, denn beim Sportbund Rosenheim waren die Trainingszeiten für uns vor allem im Winter sehr eingeschränkt. Zudem haben wir bei der Organisation vom großen Rückhalt seitens des Vereins profitiert. Das Turnier wuchs 2007 auf zehn Mannschaften an, darunter vier aus der Schweiz und eine aus Südtirol. Wir haben erstmals an zwei Tagen in zwei Hallen gespielt, was organisatorisch eine große Herausforderung war. Sportlich war das Niveau deutlich höher als zuvor, zumal ein gemischtes Team aus der Schweiz mit ein paar NLA-Spielern angetreten ist. In den Jahren danach haben wir uns immer weiter entwickelt, zu den Teams aus der Schweiz und Österreich kamen auch welche aus Tschechien und sogar Skandinavien hinzu. Außerdem wurde es Standard, dass erfahrene Schiedsrichter die Spiele leiten.“
Weltklasse im Turner Hölzl
Was war denn ein besonderes Highlight in der Turniergeschichte?
Maier: „Zur zehnten Auflage im Jahr 2014 wollten wir etwas ganz Besonderes bieten und haben es geschafft, dass mehrere Weltklassespieler dabei sind. Die haben wir zu uns ins Team eingeladen und unser Ziel war, zumindest ins Endspiel zu kommen. Fürs Tor hatten wir Daniel Streit, der 23 Länderspiele für die Schweiz absolviert hat und sechsmal nationaler Meister wurde. In der Abwehr spielten Peter Fischerström aus Schweden und Vesa Punkari aus Finnland, beide mehrfache Weltmeister. Und vorne sollten die Schweizer Adrian Capatt und Marc Dysli zusammen mit Willy Fauskanger aus Norwegen für Tore sorgen. Am ersten Tag haben sie alle gemeinsam in einem Block gespielt, aber der Plan ging nicht auf. Sie wollten den Ball immer ins Tor zaubern, das hat sich gerächt. Die anderen Teams haben sich gegen uns extrem reingehängt, und so haben wir die Finalrunde der bestens acht Teams verpasst. Das hat unsere Gastspieler echt überrascht. Sie dachten, sie könnten die anderen Mannschaften ganz alleine aus der Halle schießen. Am zweiten Tag in der Platzierungsrunde haben wir die Reihen bunt gemischt und es lief deutlich besser. So wurde es dann immerhin Platz neun bei 16 teilnehmenden Mannschaften.“
Gibt es noch andere Episoden?
Maier: „Ach, das Turnier liefert immer viele kleine Geschichten. Ich erinnere mich zum Beispiel daran, dass ein Team aus der Schweiz direkt nach durchfeierter Nacht völlig fertig zum zweiten Turniertag in die Halle kam. Die Jungs haben sich auf ein paar Matten zum Schlafen gelegt und ließen sich immer fürs nächste Spiel wecken. Sie haben es aufgrund ihrer Klasse bis ins Endspiel geschafft, aber da war dann gegen ein höchst diszipliniertes Team aus Tschechien Schluss. Sehr lustig ist auch immer der Knockout-Wettbewerb am Samstagabend, wenn die Spieler im eins gegen eins auf einem Mini-Spielfeld gegeneinander antreten. Nicht alle sind dann noch ganz sicher auf den Beinen.“
Besondere Pläne für die Zukunft?
Maier: „Wegen Corona ist der Lumberjacks Cup ja mehrmals ausgefallen, also dauert es noch etwas bis zur 20. Auflage. Aber das wird dann sicher wieder ein besonderes Turnier.“
Brandmaier: „Jetzt freuen wir uns aber zunächst einmal auf die 16. Auflage. Alle Infos gibt es unter lumberjacks-cup.de; Anmeldungen sind noch bis Ende April möglich.
Fotos: Maier