Abschied: Landestrainerin Katrin Kivirand im Interview

Bayern – Am Samstag startet sie mit Team Estland in ihre persönlich letzte WM als Spielerin. Und auch das bayerische Taktikbrett hängt die allererste Cheftrainerin unseres weiblichen U17-Landeskaders an den Nagel. Im Interview blickt Katrin Kivirand zurück und voraus – für sich und Floorball in Bayern.

Servus Katrin, du hast angekündigt, dass sich deine Zeit als Cheftrainerin unseres weiblichen U17-Landeskaders dem Ende zuneigt. Wieso hast du dich für einen Abschied entschieden?

Kivirand: „Ich habe den Landeskader nun zwei Jahre gecoacht uns es sehr genossen. Leider klappt es jetzt aber zeitlich nicht mehr. Denn daneben habe ich mich entschieden, nun auch meine letzte WM als Spielerin in Singapur zu bestreiten, sodass ich viel Aufwand in mein eigenes Training gesteckt habe. Außerdem bin ich ja auch Vereinstrainerin in der Schweiz. Die zurückliegenden Sommer- und Herbstmonate waren super-intensiv für mich und auch wenn ich es gern wollte: Ich kann nicht auf allen Hochzeiten tanzen und muss meine Angelegenheiten jetzt ein bisschen priorisieren.“

Wie blickst du auf deine Zeit als bayerische Landestrainerin zurück?

Kivirand: „Ich habe in dieser Zeit so viele wunderbare Menschen kennengelernt und wir sind mit diesem Team auf jeden Fall um einiges gewachsen. Wir haben ja wirklich von Grund auf angefangen. In den ersten Lehrgängen mussten wir uns komplett auf die Basics konzentrieren: Bewegung mit Ball, Passen, Schusstechnik, Athletik. Mittlerweile können wir uns auch dem Spielverständnis, verschiedenen Spielsituationen, offensivem Spieltempo und Taktiken widmen. Es ist noch ein weiter Weg, der viel Einsatz erfordert, aber ich kann festhalten, dass wir dafür viel investiert haben und bereits ein gutes Stück gegangen sind.“

 

Unter Katrin Kivirands Führung als Landestrainerin gewann Team Süd die allererste Trophy der weiblichen Regionalauswahlen. (Foto: FD)

 


Hast du ein Highlight in all dieser Zeit?

Kivirand: „Auf jeden Fall, den Mädels beim Wachsen zugesehen und ihnen hoffentlich gezeigt zu haben, die Dinge ein bisschen professioneller anzugehen. Ich hoffe, sie empfinden es genauso und nehmen aus unserer gemeinsamen Zeit genauso viel mit wie ich. Unsere erfolgreiche Gold-Trophy werde ich sicher in Erinnerung behalten. Danach habe ich oft gehört, dass uns nicht viele zugetraut haben, den Pokal heimzubringen. Aber mir war immer klar, wie viel Arbeit wir hineingesteckt haben und ich habe wirklich ans Team geglaubt. Ich hoffe, dass daran angeknüpft wird und dieser Erfolg keine Eintagsfliege bleibt.“

Wie geht es jetzt für dich persönlich weiter?

Kivirand: „Diese WM jetzt im Dezember mit der estnischen Nationalmannschaft wird wie gesagt meine letzte. Nachdem ich in der vergangenen Saison als Trainerin mit meiner U21 der Wizards Bern Burgdorf die Meisterschaft in der Schweiz gewonnen habe, bin ich zur NLB-Frauenmannschaft UH Lejon Zäziwil gewechselt und unser Ziel ist auf jeden Fall der Meistertitel. Mein dortiger Vertrag endet zum Saisonende und im Lauf der nächsten Monate werde ich mich entscheiden müssen, wie es persönlich für mich weitergeht.“

 

 

Katrin Kivirands Appell: „Es braucht noch mehr Trainer, die sich noch stärker für den Nachwuchs engagieren.“ (Foto: Wagner)


Zum Abschluss: Wohl kaum jemand hat so viele Eindrücke wie du gesammelt aus Bayern, Estland, der Schweiz und der ganzen Welt. Wie sehen deine sportlichen Eindrücke aus?

 

Kivirand: „Meinem Eindruck nach braucht Floorball in Bayern und ganz Deutschland mehr Trainer, die sich noch stärker für den Nachwuchs engagieren. Bessere Trainingsbedingungen inklusive der Trainerausbildung würden noch mehr Spielerinnen und Spieler zur Sportart bringen. Und auf jeden Fall ist es unabdingbar, sich noch mehr für Mädchenfloorball einzusetzen. Angefangen damit, Mädchenligen einzurichten. Ich kenne es von nirgendwo anders her, dass 16-jährige Mädchen mit Männermannschaften spielen, weil es um sie herum einfach keine Frauenmannschaft gibt. Ein gutes Vorbild könnte Singapur sein, die in kurzer Zeit große Fortschritte gemacht haben, indem sie Floorball an Schulen gebracht und in ihre Trainerausbildung investiert sowie die Zusammenarbeit mit Schweden als bestem Floorballland gesucht haben. Finnland, Schweden, die Schweiz und auch Tschechien machen es uns vor, wie es besser geht. Also: Arbeit ins Trainerwesen und die Nachwuchsarbeit zu stecken, wird unseren geliebten Sport auf jeden Fall weiterbringen.“

„Liebe Katrin, im Namen des Landeskader Süd U17 Damen Staffs, Teams und des Floorballverband Bayerns bedanken wir uns ganz herzlich für die gemeinsame Zeit mit dir und deinen erfolgreichen Einsatz bei der ersten U17 Damen Trophy. Unser Team hat eine bemerkenswerte Entwicklung genommen, du bist als echtes Vorbild vorangegangen. In der Geschichte des Floorballs in Bayern und in unseren Erinnerungen wirst du immer einen wichtigen Platz haben.“ (Barbara Brandmaier, Teil des Landeskaderstaffs und Vizepräsidentin des Floorball Verbands Bayern und Landeskadermanagerin Anita Wagner)

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