München – Einen Spieltag vor Saisonende verdichtet sich in der Regionalliga Bayern das Bewerberfeld um den zweiten Startplatz für die Süddeutsche Meisterschaft auf zwei Aspiranten: Nürnberg hat sich mit einem 6:5 über die Red Hocks Kaufering 2 seine Möglichkeiten gewahrt; Rohrdorf scheidet durch ein 7:8 gegen die Reserve des FC Stern aus. Für die Münchener war es der erste Sieg.
NUT’s 04 Nürnberg vs. Red Hocks Kaufering 2
Immer wenn der Rückstand schmolz, setzte es für die Red Hocks den nächsten Rückschlag: Der bereits feststehende Meister kassierte nach einem gebrauchten ersten Drittel die zweite Saisonniederlage. „Es ist immer ein wenig frustrierend, wenn man als Mannschaft die Kontrolle über das Spiel hat und trotzdem seine Chancen nicht nutzen kann“, bedauert Marco Papandrea. Der Kauferinger Angreifer, nach Abpfiff zum Best Player seines Teams gekürt, sah die Mehrzahl offensiver Aktionen vor dem Nürnberger Tor, doch am Ende sei seine Mannschaft an der eigenen Chancenverwertung gescheitert. Zur Wahrheit gehöre aber auch: „Im Defensivverhalten haben wir heute ein wenig geschwächelt.“
Dazu mögen auch mehrere Absagen, bedingt durch Verletzungen, Krankheit oder das Bundesliga-Heimspiel am selben Tag beigetragen haben, so Papandrea. Die NUT’s, ihrerseits erstmals seit längerer Zeit wieder in der Lage, zwei komplette Reihen aufzubieten, nutzten im ersten Durchgang durch Joshua Platten (2.), Moritz Schewe (8.) und Jonas Mumperow (16.) ihre Chancen.
Im zweiten Drittel war es Papandrea, der Kaufering mit dem 3:1 (25.) und dem Anschluss in direkter Folge auf ein aberkanntes Nürnberger Tor (27.) heranschnuppern ließ. Eine Fünfminutenstrafe gegen ihren Topscorer Benedikt Föhr nach einem unabsichtlichen Kopftreffer (29.) nahm den Red Hocks dann aber etwas Luft aus den Segeln. Die Unterzahlformationen hielten einige Zeit stand, allerdings erhöhte Schewe (34.) doch noch auf 2:4.
Im Schlussdurchgang schien Nürnberg durch Mumperows schnelles nächstes Tor (42.) zu enteilen, Kaufering kam durch Luca Schmitz (46.) und Lukas Wexenberger (51.) aber erneut heran, ehe Schewe (54.) auf 4:6 stellte. Von Vorteil für die Roten wäre es gewesen, hätten sie eines der drei sich ihnen bietenden Powerplays für gefährlichere Abschlüsse genutzt – doch fand sich gegen das tief gestaffelte Penaltykilling kein Schlüssel. Johannes Föhr (57.) verkürzte nochmals, doch in der hektischen Schlussphase einer ohnehin schon unruhigen Partie waren die NUT’s cleverer. „Schade, aber unter dem Strich war es eine gute Leistung von uns“, fasst Papandrea seine Sicht zusammen.
Die Red Hocks haben damit alle regulären Saisonspiele absolviert, für sie läuft damit die Vorbereitung auf die Süddeutsche Meisterschaft am 14./15. Mai bei der Sportvg Feuerbach an. „Das wollen wir bestmöglich hinbekommen“, schildert Papandrea. Dazu gehöre, das Trainingspensum im Vergleich zu den vergangenen Wochen wieder hochzufahren. „Dann bin ich sehr zuversichtlich, dass wir in nächster Zeit weiter dazulernen und unser Potenzial besser ausschöpfen.“
Welches bayerische Team den Red Hocks nach Feuerbach folgt, muss nun der finale Spieltag am 30. April in Augsburg zeigen. Um ihren zweiten Platz zu festigen, brauchen die Gastgeber vom TVA einen Sieg über Rohrdorf – den direkten Vergleich haben sie bereits auf ihre Seite gezogen. Die NUT’s müssen auf Schützenhilfe der Lumberjacks bauen und die Hürde FC Stern 2 meistern. Dass ein zu kleiner Hopser gegen das Schlusslicht zum Stolperer werden könnte, unterstrichen die Münchener bei ihrem 8:7-Sieg über Rohrdorf.
FC Stern München 2 vs. Lumberjacks Rohrdorf
Die über weiteste Teile der Saison in Minimalbesetzung auflaufenden Gastgeber boten beim Heimspieltag plötzlich einen Kader auf, der den Berichtsbogen bis auf den letzten Platz ausfüllte. Ganz anders die Lumberjacks mit ihren acht Feldspielern: „Da war schon vorab deutlich abzusehen, in welche Richtung es gehen würde“, bedauert Rohrdorfs Spielertrainer Kilian Tiefenthaler, der selbst erneut nur zum Taktikboard, nicht zum Schläger, greifen konnte. „Wir wollten unsere personelle Überlegenheit ausnutzen, früh stören, den Gegner nicht zur Ruhe kommen lassen und im letzten Drittel die Überlegenheit sichern“, skizziert Münchens Coach Sönke Grimpen.
Im ersten Durchgang erwehrten sich die noch frischen Rohrdorfer ordentlich. Florian Faltermeiers 0:1 (3.) beantworteten Lars Neofotistos und Alesandro Jantscher zwar binnen 30 Sekunden, doch die routinierteren Lumberjacks holten sich durch Valentin Coric (5., 17.) und Sandro Padula (8.) die Führung zurück. Erst ein kurioses Eigentor in der Schlussminute stellte den 3:4-Pausenstand her.
Während des zweite Drittels verflachte die Partie deutlich. „Unser Spiel hat ein paar Phasen durchgemacht“, sah Grimpen unnötige Hektik mit vielen Ballverlusten. Sein FC Stern 2 verstand es aber besser, aus dem ruckeligen Geschehen Kapital zu schlagen. Felix Haushofer mit einer schönen Einzelleistung von hinter dem Tor (32.), Simon Hechl (33.) und Valentin Gütter (35.) nutzten ein zwischenzeitliches Hoch zur 6:4-Führung.
Eine echte Kraftanstrengung mit einem Treffer Faltermeiers (44.), dem Powerplay-Ausgleich durch Coric (52.) und dem unmittelbar darauffolgenden 6:7 durch Tizian Rehm brachte die Rohrdorfer wieder nach vorn. Nachdem Jantscher abermals egalisierte (54.), bog das Spiel mit einiger Stimmung in der Halle auf eine spannende Zielgerade ein.
Die Idee, das Plus an Reserven für ein kontrollierteres Schlussdrittel zu nutzen, sei nicht ganz aufgegangen, schildert Grimpen. „Denn auch bei uns schwand die Konzentration.“ Seine Münchener überstanden eine späte Unterzahl, um dann doch noch final zuzuschlagen: Bastian Zölzer mit dem 8:7. Nur noch 20 verbleibende Sekunden und das Weniger an Puste reichten den Lumberjacks nicht mehr zum erneuten Ausgleich.
„Mit sieben erzielten Treffern hat diese Saison noch keine Mannschaft in der Regionalliga verloren“, bemüht Tiefenthaler die Statistik. „Somit war erneut der Schwachpunkt in der Defensive auszumachen. Fehlende Zuordnung, individuelle Fehler und im Spielverlauf müder werdende Beine führten zu den Gegentoren.“ München seinerseits baut darauf, beim letzten Spieltag erneut zu zeigen, was in seinem eigentlich großen Kader steckt.
Aus Gründen der Transparenz: Der Autor dieses Textes war als Spieler am ersten und als Schiedsrichter am zweiten Spiel beteiligt.
Beitragsfoto: Nürnbergs Best Player Tomas Taraba und sein Kauferinger Pendant Marco Papandrea. (Foto: FC Stern)