Bayern – Neue und erfahrene Schiris beschäftigen sich in den laufenden Kursen gerade eingehend damit. Das Publikum sollte sie kennen, die Teams sowieso: Mit Beginn der kommenden Saison treten einige Regeländerungen in Kraft. Und die haben es teils wirklich in sich, erklärt Felix Stark, Bayerns Chef der Regel- und Schiedsrichterkommission.
Servus Felix. Wieso Regeländerungen, wieso jetzt?
Stark: „Das ist soweit ganz normal, denn jedes vierte Jahr ist im Floorballsport Regeljahr. Dabei werden die Regeln mal mehr, mal weniger gravierend angepackt. Geändert wird das Regelwerk durch den Weltverband IFF. Nachdem durch Floorball Deutschland Übersetzung und Anweisungen ausgearbeitet wurden, müssen wir in Bayern die neuen Regeln umsetzen.“
„Die Abschaffung der 5-Minuten Strafe ist eine gravierende Änderung.“
Wenn du von „mal mehr, mal weniger gravierend“ sprichst: Welche Änderung bringt deiner Meinung nach die weitestreichenden Folgen mit sich?
Stark: „Die sehe ich in der Abschaffung der 5-Minuten Strafe. Diese wird nun durch die doppelte Zeitstrafe, also 2+2 Minuten, ersetzt. Die beiden 2-Minuten Strafen können nach Toren einzeln aufgehoben werden, sodass in ihrem Zusammenhang maximal zwei Überzahltore erzielt werden können. Die IFF erhofft sich damit, dass die 2+2-Minuten öfter verhängt werden als die alte 5-Minuten Strafe, die nach Toren ja nicht aufgehoben wurde und damit zu beliebig vielen Treffern führen und damit ganz wesentlichen Einfluss auf den Spielverlauf nehmen konnte, was bei den Schiedsrichtern wohl für eine gewisse Gehemmtheit gesorgt hat.“
Gibt es eine Änderung, die besonders häufig zum Tragen kommen wird?
Stark: „Das dürfte vor allem die Abschaffung des Bullys als Spielfortsetzung nach aufgeschobener Strafe sein, nachdem die Mannschaft, die die Strafe erhalten soll, fair an den Ball kommt. Stattdessen gibt es nun Freischlag am Bullypunkt, der bei der Unterbrechung der nächstgelegene ist. So erhält die Mannschaft in Überzahl damit gleich den Ball und hat den eigentlich sinnlosen Nachteil, sich diesen beim Bully erst erkämpfen zu müssen, nicht mehr.
War bei den Regeländerungen auch eine echte Überraschung dabei?
Stark: „Die überraschendste Änderung ist wohl die Regelung zur Teilnahme an Auseinandersetzungen. Sollten sich Spieler auf dem Feld mal in etwas gravierender Form uneinig sein, ist es für die anderen Spieler nicht ratsam, sich auch nur zu diesem Ort zu bewegen. Sollte man sich dort doch einmischen, muss man nämlich mit der sofortigen Matchstrafe rechnen! Wichtig ist aber, dass natürlich nicht diejenigen Personen gemeint sind, die eindeutig deeskalieren wollen.“
„Bleibt weg von Auseinandersetzungen.“
Und welche Änderung begrüßt du aus deiner Sicht am meisten?
Stark: „In meinen Augen ist die beste Regeländerung eine Verschärfung in Bezug auf Unsportlichkeiten. Äußerst unfaire Schauspieleinlagen können nun gar eine Spielsperre nach sich ziehen. Außerdem wird das verbale Attackieren der Schiedsrichter härter bestraft. In meinen Kursen setze ich zwar verstärkt auf Kommunikation und Persönlichkeitsschulung, aber wenn das nicht mehr reicht, ist es gut, einen breiteren Instrumentenkasten zur Verfügung zu haben.“
Stichwort Kurse: Wir sind in diesem Jahr zeitig dran, einige Kurse mussten zuletzt aber ausfallen. Wieso?
Stark: „Um die bürokratischen Probleme aus dem Vorjahr zu vermeiden, beschlossen wir, mit unseren Kursen nicht mehr so nahe an das von Floorball Deutschland vorgegebene Ende der Kursphase am 15. Oktober heranzurücken. Trotzdem gilt aber weiterhin, dass wir Kurse unter fünf Teilnehmern nicht durchführen können, da die Kurszahl sonst ins Endlose steigen würde. Auch wir Ausbilder haben nur ein äußerst begrenztes Zeitkontingent und müssen versuchen, möglichst viele Teilnehmer abdecken zu können. Am Ende ist ein Kurs mit vielen Teilnehmern auch für diese deutlich ertragreicher, da wir ja lange nicht mehr nur Regeln vermitteln, sondern auch vielfältige Bereiche, wie Spielmanagement, zusammen erarbeiten und die Teilnehmer von vielen verschiedenen Meinungen lernen können.“
Ausgefallene Kurse: „Auffangtermine im September.“
Wer von einem Kursausfall betroffen war, kommt nun wie an seine Lizenz?
Stark: „Im September wird pro Kursart ein Auffangkurs angeboten. Dabei handelt es sich aber um ein abschließendes Kursangebot. Das heißt, dass diese Kurse bei Ausfall aus Zeitgründen nicht neu angesetzt werden! Das bedarf natürlich sorgfältiger Planung! Eine E-Mail ist den Vereinen hierzu bereits zugegangen.“
Du hast angekündigt, dein RSK-Amt nach dem Ende der Saison 2022/23 abgeben, zuvor aber Interessent:innen noch bei der Übernahme unterstützen zu wollen. Hat sich bereits jemand gefunden?
Stark: „Leider nicht. Ich kann nur nochmal dafür werben, sich im Schiedsrichterbereich zu engagieren! Eine neue Leitung wird zu Beginn auch keinesfalls alleine gelassen, sodass der Posten auch für nicht allzu erfahrene Kollegen eine Option wäre. Wichtig ist mir nur, dass die Kommission nicht nur verwaltet wird, sondern jemand mit Herzblut die Schiedsrichterei vorantreibt!“
Übrigens: Das komplette neue Regelwerk gibt’s hier.
Beitragsbild: Laura Olenik/Schanzer Ducks